Spitalskirche zum hl. Nikolaus in der Weitau
Zwei Kilometer westlich des Ortszentrums liegt in der Weitau der dritte bedeutende Sakralbau der Marktgemeinde, die dem hl. Nikolaus geweihte, im Kern gotische ehemalige Spitalskirche. Als Nebenpatrozinien werden 1483 die hll. Margareta, Katharina, Erasmus, Maria Magdalena und Anna genannt.
1262 stifteten hier, an der alten Handelsstraße ins Inntal, die reichen Oberpinzgauer Ministerialien Ulrich und Gebhard von Velben, die auf einem nahen Hügel die „Velbenburg“ besaßen, ein Hospiz und eine Kirche. Benefiziat Hirzinger war der letzte Spitaler, so wurde der Inhaber des Benefiziums genannt. Nach seinem Tod 1953 verpachtete man zunächst die Pfründe, später verkaufte man sie zum Teil dem Land Tirol, das hier eine landwirtschaftliche Lehranstalt errichtete. Die Kirche ging zu dieser Zeit in den Besitz der Erzdiözese Salzburg über.
Im 18. Jahrhundert erhielt das kleine Gotteshaus ihr heutiges barockes Aussehen. Aus dieser Zeit stammen der schindelgedeckte Dachreiter mit Zwiebelhaube, die Rundbogenfenster und die großartige spätbarocke Innenausstattung, 1979/80 erfolgte eine durchgreifende Restaurierung in seine ursprüngliche, zartfarbene Fassung.
Die Fresken der Kirche am Gewölbe wurden 1744 vom Kitzbüheler Simon Benedikt Faisenberger, an den Wänden 1745 vom Wiener Josef Adam Mölk gemalt.Das Gewölbebild im Altarraum zeigt den heiligen Nikolaus als Patron der Armen, die Deckenfresken stellen die 14 Nothelfer und den hl. Johannes Nepomuk als Fürsprecher der Behinderten und von der Gesellschaft Ausgestoßenen dar. Die Wandgemälde Mölks weisen auf die Passion Christi hin, das große Bild an der Westwand zeigt den Brückensturz des hl. Johannes Nepomuk. Die drei marmornen Altäre und die eindrucksvolle Kanzel sind vorzügliche Kunstwerke des Rokoko (um 1770). Das Hochaltarblatt (Glorie der Heiligen Nikolaus, Margaretha und Katharina), das rechte Seitenaltarbild (14 Nothelfer) und die beiden Ovale im Aufsatz der zwei Seitenaltäre (rechts Magdalena, links Katharina) schuf der Tiroler Maler Johann Michael Greiter.
Die eindrucksvolle Pieta, wohl ein Werk von Josef Haid, erfreute sich einst als Gnadenbild einer großen Beliebtheit.
Sehr große Bedeutung haben die zwei Turmglocken, die kleinere stammt aus dem Jahr 1262 und ist somit die älteste Glocke Tirols, die zweite dürfte etwa aus der gleichen Zeit stammen.
Das größte Kunstwerk ist jedoch das spätgotische Glasfenster hinter dem Hochaltar. Es stammt aus der Zeit um 1480. Die paarweise angeordneten zehn Felder des hohen, schmalen Fensters zeigen von oben nach unten die Heiligen Afra und Magdalena, Barbara und Dorothea, Papst Sixtus/Bischof Ulrich und Sebastian, Andreas und Anna Selbdritt, Nikolaus und Margaretha. Lateinische Inschriften nennen die Namen der Heiligen und bitten um ihren Beistand. Die Glasmalereien wurden 1980 konserviert.
Dem in der zweiten Hälfte des 15. Jhrd. verwaltenden Priester JOHANNES STRAUSS aus Laufen (um 1460-1494) verdankt die Kirche noch weitere bedeutende Kunstschätze, wie die drei Gedenksteine, die von ihm in Auftrag gegeben wurden: Ein Epitaph, das den Schmerzensmann zeigt, an der Wand neben dem linken Seitenaltar, ein Inschriftstein in der Vorhalle zu Ehren der Ritter Ulrich und Gebhard von Velben und ein Gedenkstein, der den hl. Andreas als Fürsprecher für den knieenden Priester zeigt, in die Wand neben dem rechten Seitenaltar eingelassen.
Über viele Jahre hinweg war Professor Johann Strasser, Stiftskanoniker in Mattsee, als Kirchenrektor in der Weitau tätig.
Seit 1999 wirkt Pfarrer Johann Kaufmann als Kirchenrektor.