Dekanatspfarrkirche St. Johann in Tirol
Über das alte 1725 abgerissene Gotteshaus ist wenig bekannt.
Es dürfte dies ein romanisches Gotteshaus gewesen sein, von dem sich ein Fresko im Dechanthof erhalten hat. Diese Kirche stand neben dem Dechanthof ungefähr an der Stelle des heutigen Postamtes und der Milchbar.
Für die durch Überschwemmungen und Unwetter stark in Mitleidenschaft gezogene, und auch bereits viel zu klein gewordene, Kirche musste eine Lösung gefunden werden.
1723 ging Dechant JODOK ADRIAN HELMAN sogleich an die Neuplanung von Grund auf.
Schon im September 1723 konnte auf einem hochwassersicheren Gelände gegenüber dem Pfarrhof der Grundstein gelegt werden und noch im selben Jahr beruft Helman den aus Bayern stammenden Abraham Millauer als Baumeister.
Am 8. Mai 1732 weihte schließlich der Chiemseer Oberhirte Franz Joseph Valerian Felix Graf von Arco das neuerbaute Gotteshaus zu Ehren Mariae Himmelfahrt, des hl. Johannes des Täufers und Evangelisten sowie der hl. Jungfrau und Märtyrin Katharina.
Aus der alten Pfarrkirche stammen nur noch einige wenige Stücke, wovon das wichtigste die schöne Madonna auf dem Bergwerksaltar ist.
Sie dürfte um 1450 entstanden sein. Bis zum Beginn unseres Jahrhunderts stand sie in einer Nische des Antoniusfriedhofes, danach übertrug man die Statue in die Pfarrkirche, 1985/86 erfolgte die Renovierung.
Durch das hübsche, säulenbestellte Marmorportal betritt man das Innere der Frühbarockkirche und steht in einem überaus festlichen, großartigen Raum.
An das Hauptschiff der Kirche, jedoch deutlich abgesetzt, schließt sich der verhältnismäßig tiefe Chor.
Das vielfigurige Hochaltarblatt zeigt die von Engeln flankierte Himmelfahrt Mariens
und die Heiligen Barbara, Katharina, Johannes der Täufer und Johannes den Evangelisten.
Der linke Choraltar rahmt ein Gemälde des hl. Johannes von Nepomuk, das gegenüberliegende Altarblatt ist dem Stifter des Franziskaner- und Klarissenordens, dem hl. Franziskus gewidmet. Der an der Evangelienseite befindliche Langhausseitenaltar birgt ein Altarblatt mit der Darstellung der Rosenkranzspende Mariens an den hl. Dominikus (links). Auf der Epistelseite findet sich ein Altarbild mit der Darstellung der hl. Magdalena und der Bergwerkspatronin Barbara. (rechts)
Aufnahme der Büßerin Magdalena in den Himmel
(Weg der Reinigung)
Hl. Johannes der Evangelist bei der Niederschrift
des Evangeliums (Weg der Erleuchtung)
An der Decke sind sechs großen Fresken und die begleitenden, monochronen Medaillons des einer Kitzbüheler Künstlerfamilie entstammenden Malers Simon Benedikt Faisenberger (1695-1759).
Die Thematik der Bilder knüpft an die ursprüngliche Tradition der drei Wege zu Gott an. Weg der Reinigung, der Erleuchtung und der Einigung.
Das Chorgewölbfresko zeigt die hl. Dreifaltigkeit und Mariae Himmelfahrt (Patrozinium). Im Apsisgewölbe findet sich die von einem vergoldeten Strahlenkranz gerahmte plastische Darstellung des Auge Gottes.
Scheinkuppel mit Säulenrotunde
beim Heiliggeistloch
Taufe Jesu am Jordan durch Johannes dem Täufer
(Weg der Einigung)
Noch vor der Errichtung des Hochaltares wurde 1735 die prachtvolle Kanzel nach Entwürfen des bekannten Stukkateurs Anton Gigl in Stuckmarmor ausgeführt. Den Volutenaufbau krönt das strahlenkranzgerahmte Auge Gottes.
Die schlichte Orgel mit rundbogigem Mittelstück wurde 1985 von der Fa. Reinisch-Pirchner aus Steinach am Brenner unter Übernahme der alten, 1858 von Mathäus Mauracher aus Zell am Ziller erstellten Orgel gebaut und weist- 25 auf zwei Manuale und ein Pedal verteilte Register auf.
Sämtliche Kirchenglocken wurden, mit Ausnahme der heute noch existierenden, 1773 von Bartlmä Graßmayr in Ötz gegossenen großen Glocke, im Ersten Weltkrieg im Zuge der angeordneten Metallspende eingeschmolzen und konnten erst 1923 durch neue Glocken ersetzt werden. Diese wurden ebenso im Zweiten Weltkrieg eingezogen, 1948 wurden dann von der Firma Oberascher wieder vier neue Glocken geliefert.
Ein dem Pfarrhof entsprechendes Gebäude dürfte wohl schon 1216 existiert haben, an dem Platz, wo er auch heute steht. Der derzeitige Dechanthof wurde vor 1457 errichtet und ist, da St. Johann ja Pastoralsitz des Bischofs von Chiemsee war, ein durchaus repräsentatives Bauwerk. Eine Modernisierung fand um 1970 statt.
Bis nach dem zweiten Weltkrieg war mit dem Pfarrhof auch eine Landwirtschaft verbunden, als Ökonomiegebäude diente das danebenliegende Kooperatorenstöckl (heutiges BTV-Gebäude), welches um 1970 dann vom Pfarrhof getrennt wurde.